Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich!

Im März 2024 – also zwei Jahre nach der Ratsabstimmung am 28.3.2024 – wurde erstmalig ein feuerwehrfachlicher Vergleich der Standortalternativen vorgelegt und in der Ausschusssitzung am 30.5.2024 vom Bürgermeister vorgestellt.

Der von FORPLAN GmbH durchgeführte Grundstücksvergleich der beiden Standorte A – Tostedter Weg und B – Hoge Luft macht folgende wesentliche Aussagen:

Entsprechend dem derzeitigen gültigen Brandschutzbedarfsplan gelte für die Stadt Buchholz eine Eintreffzeit von 8 Minuten, um einen Einsatzort hilfsfristgerecht zu erreichen. Diese unterteile sich in 4 Minuten für die Fahrt der Einsatzkraft im privaten PKW zur Feuerwache und 4 Minuten für die Anfahrt des Einsatzfahrzeugs zum Brandort. Diese Annahmen sind plausibel und werden geteilt.

1. Abgedeckte Fläche

Die von den Standorten A und B mit dem Einsatzfahrzeug innerhalb von 4 Minuten erreichbaren Grundstücke unterscheiden sich aufgrund der räumlichen Nähe der Standorte nur minimal. Siehe die beiden Abbildungen zur Abdeckung der Standorte A und B . Diese Annahmen sind plausibel und werden geteilt.

Weiter heißt es: „Durch die südlichere Lage von Standortoption A können geringfügig größere Anteile von Holm-Seppensen aus diesem Grundstück erreicht werden. Allerdings kann aus beiden Varianten der Standteil Holm nicht fristgerecht versorgt werden.“

Einwand 1.1: Es wird verschwiegen, dass logischerweise von Standort A geringfügig weniger Anteile im nördlichen Bereich erreicht werden, insbesonders in der Südstadt und in Reindorf.

Einwand 1.2: Es wird verschwiegen, dass es im Feuerwehrbedarfsplan heißt, das 8 Minutenziel solle „in mindestens 80 Prozent der Fälle erreicht werden.“ Minimale Einzelfall-Überschreitungen der 8 Minuten können somit kein Ausschlusskriterium für einen Standort sein.

2. Schnelle Anfahrt der Einsatzkäfte zur Feuerwache

In der Stellungnahme der Verwaltung vom 22.3.2024 und auch in der Sitzung am 30.5. interpretiert Bürgermeister Röhse die Tabelle folgendermaßen:

“ Ein wesentliches Kriterium zugunsten des Standortes Tostedter Weg (Schoolsolt) ist die Erreichbarkeit durch die Einsatzkräfte. … Hier ergeben sich nach den Berechnungen der Fa. FORPLAN ganz entscheidende Vorteile für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort …“

Gegen die Tabelle von FORPLAN gibt es gleich mehrere schwerwiegende Einwände!

Einwand 2.1: Die ermittelte Fahrzeit bezieht sich auf die Fahrtstrecke von der Privatwohnung zur Wache. Entscheidend für die Fahrzeit zur Wache ist aber der jeweils aktuelle Aufenthaltsort.

Laut Planung der Stadt liegt die PKW-Einfahrt zum Standort Schoolsolt ca. 70 m westlich des Abbiegepunktes von der Hauptstraße. Der Alternativvorschlag sieht die PKW-Zufahrt zum Standort Hoge Luft auf der Hauptstraße ca. 120 m nördlich des Abbiegepunktes vor.

Von Süden kommend biegen die Feuerwehrleute nach links in die Tempo-30-Zone Tostedter Weg ein und benötigen für 70 m bis zur Einfahrt Schoolsolt laut Dreisatz-Berechnung 8,4 Sekunden, oder sie fahren auf der Hauptstraße 120 m weiter bis zur Einfahrt Hoge Luft, wofür sie in der Tempo-50-Zone rechnerisch 8,6 Sekunden benötigen.

Das sind 0,2 Sekunden Vorteile für den Standort Schoolsolt, sofern es beim zweimaligen Linksabiegen keinen Zeitverlust gibt. Von Norden kommend ist die Fahrt zur PKW-Einfahrt Schoolsolt 190 m weiter, rechnerisch sind das 17 Sekunden Nachteil.

Ein Zeitvorteil oder gar „ganz entscheidender Zeitvorteil“ (Zitat Bürgermeister) für den Standort Schoolsolt ist nicht erkennbar.

Einwand 2.2: Die Datengrundlage für die Wohnorte der Einsatzkräfte ist von April 2019 und gibt weder den aktuellen Stand noch zukünftige Entwicklungen wieder. Bei so nah beieinander liegenden Flächen mit so einer Datenbasis einen Standort für die nächsten 50 Jahre zu begründen ist nicht seriös.

Einwand 2.3: Wenn vom Bürgermeister mehrfach betont wurde, dass bei der Rettung von Menschenleben Sekunden entscheidend sind, ist die minutengenaue Darstellung von Forplan viel zu ungenau und als Methode ungeeignet.

Einwand 2.4: Die minutengenaue Darstellung erweckt den Eindruck, es gäbe deutliche Eignungsunterschiede bezüglich der Eintreffzeit an der Wache. Das ist jedoch nicht der Fall, wie folgendes Beispiel verdeutlicht:

Fazit A: Die von FORPLAN gewählte Methode ist für die Ermittlung des Zeitunterschieds bei der Anfahrt zu den beiden Standortoptionen ungeeignet und führt zu falschen Schlüssen.

Fazit B: Vorteile oder gar die vom Bürgermeister behaupteten „ganz entscheidenden Vorteile“ für den Standort Schoolsolt existieren nicht.

3. Wohnraumargument

FORPLAN nennt als wichtigen Aspekt für den Standort Schoolsolt, dass dort Wohnraum gebaut werden soll, der „vorrangig an die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Buchholz vermittelt werden soll“.

Einwand 3: Dieser angebliche „Schoolsolt-Vorteil“ besteht bislang nur aus vielen Fragezeichen. Auf keine der folgenden Fragen wurde bislang eine konkrete und belastbare Antwort gegeben:

  • Welcher Investor/ Bauträger hat sich bereit erklärt, für so ein Modell am Schoolsolt den „bezahlbaren“ Wohnraum zu bauen?
  • Geht es um Reihenhäuser oder Wohnungen, als Eigentum oder zur Miete?
  • Was bedeutet „bezahlbar“ konkret? Eine Kaltmiete von unter 10 Euro pro Quadratmeter?
  • Wie soll die „vorrangige“ Vergabe rechtssicher umgesetzt werden?
  • Gibt es seriöse Bekundungen von Einsatzkräften der Buchholzer Feuerwehren, dass sie aus ihren gegenwärtigen Wohnungen/Häusern in noch zu bauende Wohneinheiten am Schoolsolt umziehen würden?
  • Wer trägt das finanzielle Risiko, Wohnungen so lange leer stehen zu lassen, bis sich Feuerwehrleute finden, die dort einziehen?
  • Was geschieht mit dem vorrangig für Feuerwehrleute vorgesehenen Wohnraum, wenn sich keine Feuerwehrleute bewerben?
  • Wie realistisch ist die Hoffnung, junge Familien aus der Großstadt würden in die Freiwillige Feuerwehr eintreten, um an eine Wohnung in Holm-Seppensen zu kommen???

Fazit C: Das Wohnraum-Argument hat keinerlei Substanz und ist nicht mehr als eine unbegründete Hoffnung.

4. Wirtschaftlichkeit

Laut Forplan spricht für den Standort Schoolsolt, dass sich das Grundstück im Besitz der Stadt besitzt.

Einwand 4: Die Frage der höheren Wirtschaftlichkeit kann erst dann seriös beantwortet werden, wenn eine grobe Abschätzung aller Kosten und Folgekosten und vermiedenen Kosten für beide Standorte erfolgt ist.

In diese Kostenabschätzung müsste auch der Wert einfließen, den beide Flächen langfristig hinsichtlich der Reduzierung von Klimafolgeschäden darstellen.

Gesamtfazit:

Der von Forplan vorgelegte „Vergleich“ ist weder transparent noch sind die vorgelegten Argumente belastbar.

Berücksichtigt man alle Einwände,

dann ist der von Forplan behauptete Vorteil des Standorts Schoolsolt

aus logischer Sicht

nicht nachvollziehbar.