Hätte es nicht den Einwohnerantrag und die ausdauernde Kritik am Feuerwehrstandort Schoolsolt gegeben, wären Streuobstwiese und Wald vermutlich schon platt gemacht und die neue Feuerwache im Bau. Den vielen Engagierten ist es zu verdanken, dass es anders gekommen ist: Es wurde eine Alternativlösung gefunden. In der Ratssitzung am 23.6.2025 wurde unter Top 8 einstimmig entschieden, die damalige Entscheidung für den Standort Schoolsolt aufzuheben und den Feuerwehrneubau am Lohbergenweg zu errichten. Dieser Standort in der Ortsmitte war ursprünglich die Ideallösung, jedoch war das verfügbare Grundstück zu klein und der Nachbar wollte damals nicht verkaufen. Das konnte jetzt nachgeholt werden. Damit ist „Streuwi“ definitiv vor einer Bebauung gerettet, vom aktuell vorhandenen Schoolsoltwald jedoch leider nur ca. 40 Prozent.

Für den Erhalt von möglichst viel Wald warb deshalb Helmut Treib in seiner Rede als Sprecher für den Einwohnerantrag, der unter TOP 9 behandelt wurde. Hier ist sein Redetext:

Guten Abend zusammen,

mein Name ist Helmut Treib. Ich bin einer der Erstzeichnenden des Einwohnerantrages für den Erhalt der Streuobstwiese und des Schoolsolt-Waldes in Holm-Seppensen und einer der drei benannten Sprecher, die berechtigt sind, die antragstellenden Personen zu vertreten.

Ich bedanke mich zunächst bei den beiden weiteren Sprechern, Herrn Karl-Ernst Wahlmann und Herrn Tim Dietrich für die gute Zusammenarbeit. Bei den Mitarbeiter:innen der Stadt Buchholz, hier insbesondere bei Frau Braimi, bedanke ich mich für den unkomplizierten Umgang mit unserem Einwohnerantrag.

Über 1.900 Bürger:innen aus Buchholz haben den Antrag unterzeichnet. Wir haben Unterschriften an Infoständen und bei Haustürgesprächen gesammelt und insbesondere in Holm-Seppensen war die Unterstützung bei Haustürgesprächen so groß, dass ca. 70% der von uns angesprochenen Menschen den Antrag unterschrieben haben. Viele weitere Menschen, welche die Streuobstwiese und den Wald kennen, wollten am Infostand auf dem Buchholzer Wochenmarkt ebenfalls unterschreiben, aber sie kamen aus umliegenden Ortschaften.

Ich bedanke mich herzlich bei allen Menschen, die ehrenamtlich bei der Unterschriftensammlung mitgewirkt haben und bei allen Bürger:innen, die den Einwohnerantrag unterschrieben haben. Wir alle wissen diese Form der direkten Demokratie, welches das Niedersächsische Kommunalverfassungsgesetz bietet, sehr zu schätzen.

Wie Sie wissen, sind wir mit dem Einwohnerantrag jetzt an einem Punkt, den lange nicht alle Einwohneranträge erreichen, denn ein Teil der Forderungen ist bereits erfüllt, bevor über den Antrag abgestimmt wird. Wir sind sehr froh darüber, dass ein neuer guter Standort für die Feuerwehr gefunden wurde und damit die Streuobstwiese gerettet wurde.

Ende April gab es ein gemeinsames Gespräch mit Bürgermeister Röhse, meinen beiden Kollegen Wahlmann und Dietrich sowie mit mir über die aktuelle Situation und Herr Röhse hat uns das Zustandekommen des neuen Standortes erläutert. Unsere Nachfrage, ob Herr Röhse sich um den Kauf des neuen Grundstückes am Lohbergenweg bemüht hätte, wenn es keinen Einwohnerantrag gegeben hätte, wurde zwar nicht eindeutig mit Ja beantwortet, aber wir glauben, dass der Einwohnerantrag eine große Motivation war, es zu tun. Herr Röhse brachte zum Ausdruck, dass er sehr froh darüber sei, dass nun eine Lösung auf dem Tisch ist, die größere Auseinandersetzungen vermeidet. Auch wir waren immer für den bestmöglichen Feuerwehrstandort, was nur von wenigen missverstanden wurde. Darüber bestand in dem Gespräch mit Herrn Röhse Einvernehmen.

Die Streuobstwiese ist gerettet, nun geht es noch um den Wald. In dem Waldstück stehen inklusive der Bäume auf der davorliegenden Streuobstwiese 460 Bäume mit 23 verschiedenen Baumarten, auch über 100 Jahre alten Eichen. Am ältesten ist eine ca. 250 Jahre alte Eiche mit 322 cm Umfang. Der hohe Anteil von Laubbäumen (76 Prozent) mit 19 verschiedenen Baumarten bildet zusammen mit den Nadelbäumen (24 Prozent, 4 Arten) einen natürlich entstandenen widerstandsfähigen Bewuchs, der deutlich besser mit den Auswirkungen des Klimawandels zurechtkommt als Monokulturen mit Fichten.

Ökologisch betrachtet sind naturnahe Mischwälder bedeutsamer als Nadelforste. Durch die unterschiedlichen Höhen verschiedener Baumarten und die verschiedenen Altersstrukturen bildet sich eine komplexe Gesamtstruktur aus, welche nicht nur den Bäumen untereinander Schutz, sondern vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bietet. Viele Tierarten sind nur in oder an ausgewählten Baumarten oder einem bestimmten Stockwerk eines Waldes zu finden. Somit finden in einem Mischwald mehr Lebewesen eine geeignete ökologische Nische und erhöhen so die Artenvielfalt.

Wälder tragen in mehrfacher Hinsicht zum städtischen Klimaschutz bei. Durch das schattenspendende Blätterdach werden an Waldstandorten nahe der Oberfläche geringere Temperaturen gemessen, da die Sonnenstrahlung von der Krone abgefangen wird. Des Weiteren spielt die Verdunstungskühlung von Bäumen eine bedeutende Rolle für die Reduzierung der Temperaturen in unseren Städten. Bäume nehmen Wasser über ihre Wurzeln aus dem Boden auf und geben dieses über die Baumkrone ab. Dieser Effekt nennt sich Transpiration. Durch die Verdunstung des Wassers, das an die Luft abgegeben wird, kühlt sich die umgebende Lufttemperatur ab.

Den Wortlaut des Einwohnerantrages können wir als Vertretungsberechtigte im Nachhinein nicht abändern. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass der komplette Erhalt des Waldes mit Berücksichtigung von Klimaschutz und Artenschutz richtig wäre. In der Stellungnahme der Verwaltung steht: „Der Erhalt des Mischwaldes (Punkt 3 des Einwohnerantrages) ist zumindest zum größten Teil gesichert…“. Das ist für uns noch nicht klar erkennbar, denn es ist abhängig von der Art und Weise, wie das Baufenster genutzt wird. Deshalb bitten wir Sie, liebe Mitglieder des Rates, in Zusammenarbeit mit der Verwaltung dafür Sorge zu tragen, dass wirklich ein möglichst hoher Anteil des Mischwaldes erhalten bleibt.

Herr Röhse, meine Bitte richtet sich auch an Sie: „Klimaschutz geht nur gemeinsam. Es braucht einen Bewusstseinswandel. „Wie können wir die Dinge, die wir machen, möglichst klimafreundlich machen?“ Das waren Ihre Worte bei der Gründung des Klima-Forum Buchholz im Jahr 2020. Bitte führen Sie die positive Entwicklung der Rettung der Streuobstwiese, zu der Sie maßgeblich beigetragen haben, fort. Nutzen Sie bitte Ihren Einfluss und versuchen Sie, in Zusammenarbeit mit einem Investor, so viele Bäume wie möglich zu erhalten. Falls in dem Baufenster Wohnbebauung entsteht, werden auch die Menschen, die dort wohnen werden, angesichts fortschreitender Klimaerwärmung froh sein über möglichst viele Bäume in ihrem Wohnumfeld.

Bäume speichern Kohlenstoff, indem sie während der Fotosynthese CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und es für das Wachstum ihrer Stämme, Wurzeln, Äste und Blätter verwenden. Kohlenstoff wird aber nicht nur in den Bäumen, sondern auch im Boden gespeichert. Wälder sind Kohlenstoffsenken. Außerdem zeigen zahlreiche Studien, dass eine Erhöhung der Anzahl von Bäumen in städtischen Gebieten die übrige Luftverschmutzung am wirksamsten absorbiert. Jeder Baum, der stehenbleibt, trägt dazu bei.

In Niedersachsen ist die durchschnittliche Temperatur durch die Klimakrise bereits um 1,9 Grad seit 1881 gestiegen. Ich fürchte, viele Menschen, auch in Parlamenten und Regierungen, haben die Tragweite der Klima-Problematik noch immer nicht verstanden. Ich habe bereits 1978 Hoimar von Ditfurth im Fernsehen gesehen, der davor warnte: „Wenn diese Tendenz weitergeht, wird der durchschnittliche Temperaturanstieg in der Atmosphäre bis 2050 etwa 2 bis 3 Grad betragen.“

Wann waren Sie zum letzten Mal im Wald? Bei mir ist es erst einige Tage her, als ich mit meiner kleinen Enkelin im Wald war. Mein Vater machte mit mir als Kind Waldspaziergänge, als ich gerade laufen und Dreirad fahren konnte. Ich liebe den Wald. Die Menschen schützen am ehesten das, was sie lieben. Deshalb zitiere ich Klimaforscher Prof. Stephan Rahmstorf: „Um Leben, Gesundheit und Freiheit der Menschen zu schützen ist wirksamer und ausreichend schneller Klimaschutz zwingend notwendig“. Stefan Rahmstorf leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam. Eine neue Studie, an der Prof. Stefan Rahmstorf mitwirkte, geht von einer Erwärmung von +4 Grad im Jahr 2084 aus. Bei 4 Grad globaler Erwärmung sind Hungersnöte und Verteilungskämpfe der Alltag.

Haben Sie Kinder? Haben Sie Enkelkinder? Liebe Mitglieder des Rates, bedenken Sie bitte bei allen Abstimmungen, bei allen Entscheidungen, welche Auswirkungen es auf das Klima haben wird. Ihre Kinder und Enkelkinder werden die Auswirkungen nicht mehr rückgängig machen können. Abmildern können die Katastrophe jetzt nur noch demokratische Parteien, in den Parlamenten, nicht nur im Europaparlament und im Deutschen Bundestag, sondern auch in den Länder- und Stadtparlamenten, und zwar gemeinsam, über Parteigrenzen hinweg.

Klimaschutz ist Lebensschutz für Menschen und Tiere. Klimaschutz ist essenziell.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

Helmut Treib

Der Antrag wurde letztlich abgelehnt, weil schon ein neuer Feuerwehrstandort beschlossen war.

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